Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Quasi: Breaking The Balls Of History (Review)

Artist:

Quasi

Quasi: Breaking The Balls Of History
Album:

Breaking The Balls Of History

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Indie-Pop

Label: Sub Pop
Spieldauer: 37:04
Erschienen: 10.02.2023
Website: [Link]

Wer zuletzt lacht, lacht am Besten. Und lachen tun SAM COOMES und JANET WEISS recht viel. Sowohl im richtigen Leben wie auch in ihrer Kunst. Kein Wunder also, dass der autobiographische Opener „Long Last Laugh“ das Thema gleich anschaulich aufgreift und somit einen lebensbejahenden Einstieg in das zehnte Album des „Underground Rock'n'Roll-Duos“ QUASI aus Portland, Oregon markiert.

Seit nunmehr 30 Jahren bekämpfen die Beiden unter dem Moniker QUASI die „Entmenschlichungsmaschine“ - wie sie das auf ihrer facebook-Seite anschaulich formulieren.
Genau genommen gab es zwar eine Sendepause von 10 Jahren – aber ein Freak-Unfall, bei dem ein Auto in das Haus der Musikerin krachte und ihr die Beine brach sowie die anschließende Pandemie machten ihr und ihrem musikalischen Partner deutlich, dass es keinen Sinn macht, mit Plänen das Leben formen zu wollen (wie das früher üblich war), oder gar Dinge auf die lange Bank zu schieben, sondern dass man die Chancen im Hier und Jetzt ergreifen müsse.

Vor allen Dingen aber realisierten sie, dass es das dann doch noch nicht gewesen sein konnte mit dem Projekt QUASI, welches seit dem letzten Album „Mole City“ von 2013 auf Eis gelegen hatte. Als Ergebnis ist sprang nicht nur das 10. QUASI-Album raus, sondern auch eine Rückkehr zu den Werten und Inhalten, derentwegen das Duo 1993 beschlossen hatte, auch musikalisch gemeinsame Wege zu gehen, nachdem sie zuvor schon ein Paar gewesen waren.

Natürlich ist seither ziemlich viel passiert: QUASI bildeten Ende der 90er die Backing-Band von ELLIOTT SMITH (mit dem COOMES zuvor in der Band HEATMISER tätig war), JANET WEISS war Jahrelang die Drummerin des legendären Indie-Rock-Trios SLEATER KINNEY und später bei STEVE MALKMUS' Band JICKS, BRIGHT EYES oder JOHN DOE tätig, während COOMES zwei Solo-Alben veröffentlichte, sich beispielsweise als Keyboarder der Band PINK MOUNTAIN anschloss, bei BUILT TO SPILL gastierte und als Film-Komponist arbeitete .
Es wäre jetzt vielleicht etwas zu viel des Guten, um zu behaupten, dass diese Arbeiten dann auf der neuen QUASI-Scheibe herauszuhören wären (denn QUASI haben schon einen sehr eigenen Stil), aber natürlich nutzen COOMES und WEISS ihre vielfältigen musikalischen Erfahrungen, um ihr Jubiläums-Album mit Unterstützung von Produzent JOHN GOODMANSON zwar erneut ganz im Geiste ihrer DIY-Roots als Duo einzuspielen – dann aber alles daranzusetzen, die neuen Songs musikalisch in Dimensionen aufzubohren, von denen sie früher nur träumen konnten.

Wäre früher zum Beispiel ein Songtitel wie „Shitty Is Pretty“ auch noch eine Beschreibung der favorisierten Ästhetik des Duos, so wird auf dem aktuellen Album ein clever strukturierter Artpop-Hit daraus.

Majestätischen Dreampop a la „Gravity“ hätten sich QUASI früher ohne ironische Brechung wohl kaum getraut. Und das verquaste Soundtrack-Schlussstück „The Losers Win“ zeigt, dass QUASI durchaus mit Gewinn aus der Pandemie- und Dystopie-Phase hervorgegangen sind – wenngleich auch nur in dem Sinne, dass Zynismus und Defaitismus wohl die besten Mittel sind, sich dem Untergang entgegenzustemmen.

Hysterisch und schrullig ist das alles immer noch (und ein selbst deklarierter Soundtrack für das allgemeine Gegenwarts-Inferno obendrein) – aber vor allen Dingen ist es herzallerliebst und immens unterhaltsam.

FAZIT: SAM COOMES und JANET WEISS mögen zwar älter geworden sein – aber gewiss nicht vernünftiger und weiser. Immer noch schraubt das Indie-Rock-Duo aus Portland als QUASI das Material mit einer gewissen Verantwortungslosigkeit, ihrem Veteranen-Status eigentlich spottenden, jugendlichen Frische und schrägem Humor zusammen. Dabei finden sie auf diesem Projekt sogar neue Möglichkeiten, sich musikalisch zu Artikulieren: SAM COOMES beweist zum Beispiel eine gewisse Faszination für die Vergewaltigung antiker Billig-Orgeln - und entdeckte außerdem die majestätische Urgewalt von Mellotron-Sounds. Zusammen mit dem brillanten neuen Songmaterial und der erkennbaren Begeisterung für ihr Tun steigern sich QUASI mit ihrem 'Comeback-Album' „Breaking The Balls Of History“ so in ihr heimliches Magnum Opus hinein. Mal sehen, ob der Schwung für weitere Projekte in dieser Art ausreicht.

Ullrich Maurer (Info) (Review 1876x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • Long Last Laugh
  • Back In Your Tree
  • Queen Of Ears
  • Gravity
  • Shitty Is Pretty
  • Riots & Jokes
  • Breaking The Balls Of History
  • Doomscrollers
  • Inbetweeners
  • Nowheresville
  • Rotten Wrock
  • The Losers Win

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wobei handelt es sich nicht um ein Getränk: Kaffee, Tee, Bier, Schnitzel

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!